STÄDTEBAULICHER WETTBEWERB „VFL-Post-Areal“
Stadt Esslingen am Neckar

ENTWICKLUNG DER PLIENSAUVORSTADT
Im Mittelalter auf dem linken Neckarufer als ERWEITERUNG der Freien Reichsstadt Esslingen angelegt, Mitte des 19.Jhd. als INDUSTRIESTANDORT entwickelt, zunächst Villenquartier, dann WOHNGBIET für Fabrikarbeiter in kleinteiliger Bauweise, ab den 50er Jahren locker gesetzte WOHNZEILEN für Vertriebene, ab den 80er Jahren teils großmaßstäbliche SOLITÄRE, von 2000 bis heute kompakte BLOCKBEBAUUNGEN. Die großen klassischen Industriebetriebe gibt es schon lange nicht mehr; die Pliensauvorstadt ist zum MISCHGEBIET aus Wohnen und Gewerbe geworden. Am westlichen Stadtrand werden bisher landwirtschaftlich genutzte Flächen durch GROSSFLÄCHIGE Bauten für Gewerbe und Infrastruktur nahe der B10 ersetzt.

LEITIDEE STÄDTEBAU: COPY+PASTE / BESTÄNDE
WEITERENTWICKELN

Die neue, überwiegend wohnwirtschaftliche Bebauung auf dem Postareal ist NICHT GROSS GENUG für die Entwicklung eines eigenständigen stabilen Quartiers. Moderne Konzepte für eine nachhaltige Nutzungsmischung,
neue Mobilität und Energieversorgung und reges soziales Leben bedürfen größerer Einheiten. Die neue Bebauung soll KEINE ISOLIERTE INSEL, sondern eine sinnvolle ERWEITERUNG, KOMPLETTIERUNG und
INTEGRATION des VORHANDENEN BESTANDS der UMGEBUNG werden.
Die neuen Zeilen und Solitäre ÜBERNEHMEN BAUSTRUKTUREN der nahen Umgebung und VERBINDEN sich so mit ihnen. Gleichzeitig reagieren die neuen Gebäude auf SPEZIFISCHE ÖRTLICHE ANFORDERUNGEN: sie
SCHÜTZEN vor dem LÄRM der Straße und des Bolzplatzes; sie lassen genügend FRISCHLUFT und SONNE ins Quartier. Die innere Mitte der Neubebauung gleicht einem Anger. Am ZENTRALEN QUARTIERSPLATZ liegen öffentliche Einrichtungen wie Quartiershub, Mobilitätszentrale, Bürgerbüro und Cafe.

LEITIDEE FREIRAUM: DER GRÜNE RING / BEWEGUNG + ERHOLUNG
Es liegt nahe, die RÄNDER des Baufelds als Freiflächen für Sport und Erholung zu nutzen: von außen sind sie für alle Stadtbewohner gut erreichbar; dort liegen ohnehin nicht überbaubare Flächen mit geschützten Bäumen und erforderlichem Waldabstand; die inneren Wohnbereiche werden vom äußeren Ring nicht gestört. Die einzelnen Elemente werden RINGFÖRMIG wie Perlen an einer Kette aneinander gereiht und mit dem
Laufpfad verbunden: im Norden und Westen BEWEGUNGS- UND LÄRMINTENSIVE AKTIVITÄTEN wie der Kalistenik-Parcour, die Felder für Beachvolleyball und Streetball, der Scaterpark, im Osten und Süden
RUHIGERE ERHOLUNGSZONEN mit Spielplatz, Wasserspielen am Champagnebach, Bürgergärten und schattigen Grillplätze am Waldrand.

HITZERESISTENTE STADT
KALTLUFTABFLUSS: Strömungsachsen zwischen den Hochhäusern bleiben mit der Nord/Süd-Ausrichtung der Bebauung so weit wie möglich erhalten.
HOHER ANTEIL GRÜNER FLÄCHEN im öffentlichen Raum, viele bestehende und neu zu pflanzende Bäume, die Schatten spenden; geringer Anteil an versiegelten Flächen und helle Beläge (Albedomanagement);
„KÜHLOASEN“ mit Bänken, Überdachungen, Brunnen und Pflanzen als Ruhepunkte im Quartier
GEBÄUDE mit Vorgärten, REIHENHÄUSER mit eigenen Gärten und EG-Wohnungen mit „grünem“ Zimmer;
FASSADENBEGRÜNUNG, BLAUGRÜNE DÄCHER auf den Wohnbauten und der Quartiersgarage.

LANGE BESONNUNG: OST/WEST-ORIENTIERUNG + DURCHWOHNEN
Bis auf die Quartiersgarage und die beiden Laubengang-Häuser sind alle neuen Gebäude OST/WEST ORIENTIERT sowie fast alle Wohneinheiten im Grundriss fürs DURCHWOHNEN organisiert. Damit werden alle Wohnungen deutlich LÄNGER BESONNT als nach DIN minimal erforderlich.

VERSCHATTUNG
Der im Winter besonders lange SCHATTENWURF des Hangs mit den 3 Hochhäusern ist leider UNVERMEIDBAR. Die Schatten der Quartiersgarage und der Laubengang-Häuser fallen nicht auf andere Gebäude bzw. nur auf Freiflächen. Mit einer GFZ von 1,2 ist die Bebauung relativ dicht. Die Innen- und Außenräume werden aufgrund der KOMBINATION von Ost/Westorientierung und Durchwohnen jeweils nur TEMPORÄR VERSCHATTET / GUT NATÜRLICH BELICHTET.

AKTIVER SCHALLSCHUTZ
Die Lärmimissionen des Verkehrs / Weilstr und der Sportanlagen / Bolzplatz + Spielfelder werden durch GEBÄUDERIEGEL so abgeschirmt, daß in der Mitte des Baufelds die Maximalwerte der BlmSchV von 55 dB
tagsüber und der TA-Lärm von 55 dB Tag bzw. 40 dB nachts NICHT ÜBERSCHRITTEN werden. Die Quartiersgarage schirmt den Bolzplatz ab; der lange Wohnriegel den Straßenlärm. Seine über Laubengänge erschlossenen Wohnungen sind mit ihren Aufenthaltsräumen nach Süden / zum ruhigen Hof orientiert.

MOBILITÄT: QUARTIER VERKEHRSBERUHIGT UND MULTIMODAL
LEITVERKEHRSMITTEL sind FUSS- UND RADVERKEHR mit einem dichten Wegenetz innerhalb und nach außen; der ganze Innenbereich ist verkehrsberuhigt und nur für Liefer-, Service- und Rettungsfahrzeuge
anfahrbar.
QUARTIERSGARAGE: im EG multimodale Angebote (Car- u. Bike-Sharing; Lastenräder, E-Car-Pool); Hub für KEP-Verkehre, Mobilitätsagentur für Parkraummanagement und Organisation der Lieferdienste. ca. 150 Bewohner-Parkplätze; 22 BESUCHERPARKPLÄTZE im Westen an Stichstraße neben Tankstelle und im Osten entlang der Parkstraße.
FAHRRADPARKEN zentral im EG und dezentral bei den Wohngebäuden. INTEGRIERTE E-MOBILITÄT: Ladestationen für 25% der Parkplätze in der Quartiersgarage und öffentlich zugängliche Schnellladestationen

FLEXIBLE BAUSTRUKTUREN + ZUKUNFTSFÄHIGE BAUTYPEN
GESTAPELTE REIHENHÄUSER; M mit 12 m Tiefe EG und 1.OG bzw. 2.OG und DG jeweils als Einheiten mit Garten bzw. Dachterrasse; Erschließung 2.OG über abgerückte Laubengänge mit 2 Treppen und Lift; besonders
kostengünstige Holz-Bauweise dank geringer Spannweiten und hohem Vorfertigungsgrad; Innenausbau in Eigenhilfe möglich; blaugrüne Flachdächer mit PV + Dachbegrünung
GESCHOSSHÄUSER; WOHNUNGEN / SPÄNNERTYPEN. M mit 12 m Tiefe; EG – DG als Einheiten mit Garten bzw. Dachterrasse; Erchließung 2.OG über abgerückte Laubengänge mit 2 Treppen und Lift; kostengünstige Holz-Bauweise mit hohem Vorfertigungsgrad; Innenausbau in Eigenhilfe möglich; blaugrüne Flachdächer mit PV + Dachbegrünung.
NÖRDL. ZEILE: LAUBENGANG / SCHALLSCHUTZTYPUS: M mit 12 m Tiefe ; im EG Raumhöhe 4 m; kleinere Studios oder Büros möglich; 1.OG – DG Wohnen; Laubengang individuell aneigenbar; nach Süd und zum Hof orientierte Balkone und Dachterrassen
ÖSTL ZEILE: L mit 17m Tiefe: Kita im EG + 1.OG , Senioren- und Altenwohnen im 2. und 3.OG; im DG Versammlungsraum und Dachgarten für die Hausgemeinschaft sowie Mini-Appartments für Gäste oder Personal
MITTELBAU: XL mit 20 m Tiefe: Bürgertrefff, Cafe und Nahversorgung im EG, im 1. und 2.OG CoWorking, Büros oder Praxen, im 3.OG und 4.OG Clusterwohnen

QUARTIERSGARAGE: WEIT MEHR ALS PARKEN
XXL mit 22 m Tiefe: belebtes EG mit Quartiershub; Mobilitätszentral; KEP-Zentrale und Fahrradstation; ca. 150 Stellplätze; als Nutzgarten begrünte Dachfläche; zum Platz orientiertes Staffelgeschoß mit Atelier- und Werkräumen für Quartiers- und Stadtbewohner; umbau- und umnutzbare Konstruktion für eine autoarme Zukunft. Differenzierte, überwiegend begrünte Fassaden : Ost / öffentliche Nutzungen zum Quartiers; Nord / vertikale Bepflanzung in Trögen; West / Kletterwand; Süd / Kaskadentreppe zum Dachgarten + Pflanztröge; Dach / Pergola aus PV-Paneelen

REALISIERUNG BAUABSCHNITTE
Alle Gebäude haben individuelle Parzellen: die Reihenhäuser, für private Bauherrn und Baugemeinschaften geeignet, die Wohnhäuser in gängigen Größen, z.B. mittel > 10 WE und größer > 20 WE, für institutionelle Bauherren und Baugemeinschaften geeignet.
Die Bebauung kann als eine große Maßnahme realisiert werden oder unkompliziert in Bauabschnitten je nach Projektentwicklungs- und Vermarktungsstrategien.

CHAMPAGNEBACH
Der Champagnebach wird aus seiner Verdohlung befreit und als offenes Gerinne mittig durch das neue Quartier geführt. Findlinge und Schilf machen ihn auch in Trockenzeiten schön. Ein Ost-West-Gefälle von ca. 3 m sorgt für ausreichenden Fluß des Wassers. Die zentralen Weg- und Platzflächen sind leicht zum Bauchlauf geneigt, der so bei Starkregen große Wassermengen sicher abführen kann.

QUARTIERSPLATZ: SOZIALER MITTELPUNKT
Publikumsintensive Nutzungen wie Mobilitäts-Hub, KEP-Station, Cafe, Bürgerzentrum mit Saal, kleine Einzelhandelsflächen im EG und Praxisräume im 1.OG beleben den zentralen Platz. In der Mitte unter schattenspenden Bäumen liegt eine wassergebundene Fläche; ein Platz auf

BÜRGERGÄRTEN
Die Hofflächen zwischen den Wohnzeilen und ihren privaten Gärten öffnen sich nach Süden. Hier werden Bürgergärten angelegt: gereihte Parzellen mit Kleingärten für Naturfreunde, Gartenliebhaber und Urbane Farmer.