STÄDTEBAULICHER IDEENWETTBEWERB „Schlachthofquartier“
Stadt Offenburg

STADTSTRUKTUR: EINORDNEN UND KOMPLETTIEREN
Vor mehr als 100 Jahren wurden der Schlachthof und das Elektrizitätswerk als ein FREISTEHENDER GEBÄUDKONPLEX direkt neben dem Mühlbach / am Rand der Stadt errichtet. Im Norden des Schlachthofareals entstand etwas später eine kleinteilige Wohnbebauung, im Westen weitere gewerbliche, in der letzten Zeit teils auch sehr großflächige Nutzungen bis hin zur Kinzig, im Süden nach der Konversion von Industrieflächen ein neues Wohnquartier.
Das Schlachthofareal, seit kurzem ungenutzt und von Brachflächen umgeben, wirkt diffus und ist offen für VERÄNDERUNG und NEUBEGINN. Mit einer markanten Neubebauung an seinen Rändern soll es künftig eindeutig TEIL einer dichten INNERSTÄDTISCHEN BEBAUUNG westlich des Mühlbachs werden.

STÄDTEBAULICHE LEITIDEE: SCHLIESSEN UND ÖFFNEN
Die Ränder des Areals könnten kaum unterschiedlicher sein: im Westen die Straße Im Unteren Angel am Rand eines von Großmärkten bestimmten Gewerbegebiets bzw. im Osten die zur Promenade umgestaltete Straße Am Mühlbach.
Entsprechend ein ABSCHIRMENDER RIEGEL entlang der Verkehrsstraße bzw. eine zu Promenade und Grünraum Mühlbach GEÖFFNETE ZEILENSTRUKTUR. Das Schlachthofareal bleibt wie bisher RÄUMLICH im Süden und Osten zur Stadt geöffnet und mit dem künftigen KuK auch FUNKTIONAL.

KLIMAGERECHTES + HITZERESISTENTES QUARTIER SCHLACHTHOF
DER ÖFFENTLICHE RAUM mit vielen wirksamen und nutzbaren Grünflächen im Quartier, die auch als Versickerungs- und Retentionsflächen wirken, mit vielen bestehenden und neu zu pflanzenden Bäumen, die Schatten spenden für Straßen, Stellplätze, Plätze, Höfe und Wege; mit einem möglichst geringen Anteil an versiegelten Flächen und mit hellen Belagsmaterialien (Albedomanagement);
DIE MÜHLBACH-PROMENADE als Fußgängerzone für Flaneure und spielende Kinder, mit Aussichtsbastionen, breiten Sitzstufen und einem Uferweg entlang des Wassers
„KÜHLOASEN“ mit Bänken, Überdachungen, Brunnen und Pflanzen als Ruhepunkte im Quartier
Die GEBÄUDE mit grünen Vorgärten, Laubbäumen vor den Fassaden (verschattend im Sommer, sonnendurchlässig im Winter); FASSADENBEGRÜNUNG; intensiv begrünten und nutzbaren DACHGÄRTEN
auf den Gebäudesockeln; BLAUGRÜNE DÄCHER auf den Neubauten und dem Schlachthof

QUARTIER VERKEHRSBERUHIGT UND MULTIMODAL AUSGESTATTET
LEITVERKEHRSMITTEL sind FUSS- UND RADVERKEHR mit einem dichten Wegenetz innerhalb und nach außen. Der Straßenraum Im Unteren Angel wird wiederhergestellt; durch die Verlänger-ung der Seestraße (einschl. neuer Brücke) wird die Anbindung an die Innenstadt gestärkt. Die Mühl-bachstraße wird als PROMENADE ausgebildet, nur die Zufahrt zum Badenova-Gelände ist zulässig. Der gesamte Blockinnenraum mit Werkhöfen ist VERKEHRSBERUHIGT und nur für Liefer-, Service- und Rettungsfahrzeuge anfahrbar.
MULTIMODALE ANGEBOTE (Car- u. Bike-Sharing; Lastenräder, E-Car-Pool) an 2 größeren Stationen sichern die Unabhängigkeit vom eigenen Auto und unterstützen eine nachhaltige Mobilität. Micro-Hubs für KEP-Verkehre können im EG der Quartiersgaragen platziert werden. Eine MOBILITÄTSAGENTUR im Bereich der Kultureinrichtungen bietet Beratung, Parkraummanagement und organisiert Lieferdienste. Der KFZ-VERKEHR wird auf den Unteren Angel (Sackgasse von Süden) konzentriert, von hier werden die Garagen erschlossen und auch der Blockinnenbereich angebunden.
KFZ-PARKEN findet – bei reduziertem Stellplatzschlüssel – konzentriert in Quartiersgaragen statt, die in autoarmer Zukunft ZURÜCKGEBAUT werden können, sowie entlang der Sackgasse Unterer Angel (Besucherparken). FAHRRADPARKEN – mit erweitertem Stellplatzschlüssel – ist dezentral in / an den Gebäuden sowie entlang des Unteren Angel verteilt. Ein FAHRRADPARKHAUS am Hauptzugang zum KuK ist insbesondere für Besucher der Kulturveranstaltungen ein attraktives Angebot.

BAUABSCHNITTE
1.SCHLACHTHOF 2021-22
Abbruch der äußeren und inneren Anbauten, Reparatur + Restaurierung der historischen Substanz; kooperatives Erarbeiten eines Nutzungskonzepts
durch Stadt, Kreativwirtschaft, Bürger; nutzungsspezifische und denkmalgerechte Einbauten; Anlage der Freiflächen um Schlachthof
und südlichen Abschnitt Promenade; Abriß FGS und Beginn des
Straßenausbaus Im Unteren Angel
2.NEUBAU 2022-24
zwei westliche Riegel ( incl. QG 1 mit ca. 100 Stellplätzen ) entlang Straße
und eine östliche Zeile; 50 Stellplätze Badenova temporär nach Norden
verlegen; Komplettierung Freiflächen Südteil; Verlängerung Uferweg
Mühlbach nach Norden; Straßenausbau Im Unteren Angel bis nach Norden
vervollständigen als Sackgasse
3.NEUBAU 2026-29
nördliches Baufeld mit einem Riegel ( incl. QG 2 mit ca. 150 Stellplätzen )
und drei Zeilen; innere Freiflächen und Promenade komplettieren

NUTZUNGSMIX in FLEXIBLEN BAUSTRUKTUREN
westl. RIEGEL: XL mit Tiefe 17m: Nutzung im EG + 1.OG Werkstätten,
Handel, Gastronomie, Studios, Ateliers, Büros; auch für ( später umnutzbare ) Pkw-Garage passend im 2./3.OG + DG Mischformen aus Wohnen und Arbeiten, Betreutes und kollektives Wohnen, Hotel, Mehrgenerationenwohnen, Cluster- und Microwohnungen etc.
östl. ZEILEN: L mit Tiefe 14m: Nutzung im EG Werkstätten, Ateliers, Büros,
im 1./2.OG + DG Familienwohnen, Wohnen und Arbeiten
BARRIEREFREIHEIT
durchgängig im gesamten Gelände und in allen Gebäuden
MODERNE MÜLLENTSORGUNG
z.B. Müllabsaugsystem mit dezentralen, nach Müllarten getrennten Tonnen,
Rohrsystemen und zentralen Abholstationen; Müllfahrzeuge müssen i.d.R.
nicht ins Quartier fahren!

REGELWERK für ZUKUNFTSFÄHIGE GEBÄUDE
FLEXIBEL UND NUTZUNGSNEUTRAL, für künftige, heute noch nicht
genau definierbare Bedarfen geeignet;
GEMISCHT NUTZBAR, für eine kreative Vielfalt aus Kultur, Sozialem,
Gewerbe und Wohnen
Die angestrebte Mischung führt zur Ausweisung als URBANES GEBIET
und zu einem BAUTYPUS mit zwei Bestandteilen, dem breiten SOCKEL
für flächige Nutzungen, dem hohen, schmalen AUFSATZ für solche mit
nutzungsbedingt geringerer Tiefe.
Entsprechend wird parzelliert und für die Bebauung festgelegt:
BAULINIEN für Riegel / Zeilen, BAUGRENZEN für rückwärtige Sockel,
unterschiedliche max. Geschoßigkeiten von II bis IV+D, je Parzelle eine
GRZ bis 0,8 und eine GFZ bis 2,5,
eine BEGRÜNUNG der Werkhöfe; eine intensive DACHBEGRÜNUNG auf
den Sockelbauten, BLAUGRÜNE DÄCHER auf den Riegeln bzw. Zeilen
sowie Fassadenbegrünung

REGENWASSERMANAGEMENT – SCHWAMMSTADT
Das Niederschlagswasser wird dort zwischengespeichert, wo es fällt. Ein Großteil wird über „grüne Elemente“ wie Mulden, Rigolen, Gründächer und -fassaden verdunstet und vor Ort versickert. Der Abfluss wird stark reduziert, etwaige Überschüsse in den Mühlenbach geleitet.
ENERGETISCH OPTIMIERTER STÄDTEBAU
Minimierter Energiebedarf durch kompakte und solaroptimierte Baukörper mit geringer gegenseitiger Verschattung und Raum für Bau- und Pflanzmaßnahmen für ein hitzeresistentes Quartier.
INTEGRIERTE MOBILITÄT
PV-Anlagen in Verbindung mit Mieterstrommodell zur Tagesspeicherung von Stromüberschuss in Batteriespeicher, Integration E-Mobilität für 25% der Parkplätze in den Quartiersgaragen und ausreichend öffentlich
zugänglichen Schnellladestationen

ENTWÄSSERUNG UND REGENERATIVE ENERGIEN
Gering belastetes Abwasser wird gesammelt und aufbereitet als Grauwasser für WC-Spülung, in Gewerbebetrieben und für
Bewässerung von Bäumen, Grünflächen und Fassadenbegrünung genutzt.

GEBÄUDE mit ANSPRUCHSVOLLEN ENERGIESTANDARDS
BESTANDSGEBÄUDE SCHLACHTHOF KuK mit kreativen und sozialen Nutzungen; Sanierung mit EnerPhit / als KfWEffizienzgebäude
55, Anschluss an Wärmenetz; PV-Anlagen auf Gründächern
NEUBAUTEN (Mischnutzung mit Gewerbe und Wohnen) als Effizienzhäuser im Passivhaus-Standard oder KfW 40 Plus mit PVAnlagen
auf Gründächern, Fassaden und Überdachungen, Anschluss an Wärmenetz, im Sommer dezentrale Nutzung thermischer Solaranlagen für Trinkwarmwasser (Netzabschaltung); sommerl.Temperierung über Kühlung
ENERGIEVERSORGUNG mit GROSSEM REGENERATIVEN und LOKALEM ANTEIL
Grundversorgung des Quartiers über RÜCKLAUF des NAHWÄRMNETZ Mühlbachareal / Kronenwiese der Wärmeversorgung Offenburg; effiziente Wärmeerzeugung aus industrieller KRAFTWÄRMEKOPPLUNG der Burda Druck GmbH und REGENERATIVE ENERGIEQUELLEN aus GRUNDWASSERWÄRMEPUMPE; Stromversorgung der Wärmepumpen über PV-Anlagen und Wasserkraftwerk am Mühlkanal; eigenes LOW-EX-NETZ für das Quartier, das aus Rücklauf und Wärmeerzeugung mit Wärmepumpen aus dem Mühlbachwasser und Grundwasser und Strom aus PV-Anlagen im Quartier gespeist wird.