GUT GENTZRODE
Gentzrode, 16816 Neuruppin
Revitalisierung der denkmalgeschützten Gutsanlage und Park Gentzrode, Brandenburg
Die Grundstücke wurden ab 1850 von dem mit Torfhandel reich gewordenen Unternehmer Johann Christian Gentz erworben, um mit seinem Sohn Alexander einen landwirtschaftlichen Musterbetrieb einzurichten. Nach kleineren Zweckbauten wurde 1861/62 nach Plänen von Carl von Diebitsch ein großer Kornspeicher gebaut, 1875/76 von Martin Gropius & Heino Schmieden das Herrenhaus im maurischen Stil, der in dieser Zeit in Mode war. Für den Betrieb und die Parkanlage ließ Alexander weit über 500.000 Bäume in den märkischen Sand pflanzen. Dieser enorme Aufwand und der Rückgang des Torfhandels brachte die Familie in solche finanziellen Schwierigkeiten, daß sie das Gut wenige Jahre später veräußern mußten.
Nach mehrfachen Besitzerwechseln wurde es von 1934 ( Wehrmacht ) bis 1991 ( Sowjetarmee ) militärisch genutzt. 2000 hat ein Investor die denkmalgeschützten Gebäude und über 500 ha Land erworben; von diesem wiederum 2010 der derzeitige Eigentümer, die Gentzrode GmbH.
Zunächst wurden Untersuchungen des Bestands beauftragt: ein Holzschutzgutachten durch Büro IBS, Hoppegarten, und eine Restauratorische Untersuchung durch werkart Restaurierung, Wittstock/Dosse.
Die GmbH hat dann für die Gebäude und die Parkanlagen diverse Nutzungskonzepte entwickelt – von Golfanlage über eine Wohnsiedlung bis zum Künstlerdorf. In diesem Kontext haben wir als Architekten Ideen zur Sanierung und Revitalisierung der wichtigsten Gebäude skizziert: Restaurierung des HERRENHAUSES mit der Rekonstruktion der verlorenen Haupttreppe und der Aufteilung in zwei großzügige Wohneinheiten; Sanierung des Kornspeichers für den Einbau einer Brauanlage nebst mit Bierhaus in EG und 1.OG , der Restaurierung des historischen Turmzimmers, Einbau von Gästeappartments im neu errichteten Dachstuhl; Einfügung eines neuen Zwischenbaus zu dem als Hofladen gedachten Pferdestalls.
Das Turmzimmer hatte schon Theodor Fontane in den „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ beschrieben. Für das Flachdach des Zwischenbaus haben wir Baumstämme als Stützen vorgeschlagen – als Erinnerung an die gärtnerischen Bemühungen von Alexander Gentz.
Ohne gültiges Planungsrecht und ohne vorhandene Erschließung des außerhalb von Neuruppin gelegenen Areals ist es der GmbH nicht gelungen, ein tragfähiges Nutzungskonzept zu entwickeln. Die historischen Gebäude, die seit 1991 nur unzureichend geschützt wurden, sind weiter verfallen – so sehr, daß ihr Erhalt so gut wie nicht mehr möglich scheint. Auch das Land Brandenburg kann nicht einspringen angesichts von über 300 maroden Schlössern und Gutshäuser auf seinem Territorium