NEUBAUPROJEKT KOLPING-BILDUNGSZENTRUM BAD CANNSTATT
in Zusammenarbeit mit LAVA
Elwertstraße 8, 70372 Stuttgart
Kolping-Bildungswerk Württemberg e.V.
ECKDATEN
Grundstücksfläche: 3.860m²
NUF 1-7: 6.420m²
NRF: 9.940m²
BGF: 10.820m²
GRZ: 0.849, GFZ: 1.85
DAS NEUE SCHULZENTRUM INMITTEN EINES quartier mit potentialen
Das Grundstück liegt im Quartier zwischen Bahnlinie und Mercedesstraße mit einer heterogenen Mischung aus Wohn-, Industrie- und Verwaltungsbauten und Öffentlichen Einrichtungen wie Jugend-zentrum CANN, Kita Storchennest, Museum im Straßenbahndepot und Skaterhalle am Bahndamm. Das Quartier ist über eine Passage mit dem Cannstatter Bahnhof und dem anschließenden Stadteil-zentrum verknüpft; im Südwesten schließt sich jenseits der B 10 der Neckarpark als Stadterweiterung. Diese Lagegunst und die forschreitende Aufwertung alter Gewerbeflächen bescheren dem Viertel ein großes Entwicklungspotential, zu dem der Neubau des Schulzentrums beitragen wird.
STÄDTEBAU: BLOCKRAND + HOFBILDUNG IM INNENRAUM
Das Schulzentrum setzt den Blockrand entlang der Straße nach Nordosten fort. Wünschenswert ist die weitere Fortsetzung bis zur nächsten Straßenecke; das erfordert aber eine neue Lösung für die einstmals provisorisch gedachte Kita und die per Baulast zum CANN gehörenden Stellplätze. Der Bebauungsplan sieht keine parzellenübergreifende Neuordnung des Blockinneren vor; der Schulbau wird daher aus seinen eigenen Kriterien heraus im Rahmen des Baurechts räumlich in die Tiefe des Grundstücks entwickelt. Die funktionale Gliederung des großen Raumprogramms führt zu einer räumlichen Gliederung der Baumassen um einen Hof herum.
BAUSTRUKTUR : FORM FOLLOWS FUNCTION
Das 68m tiefe und 56m breite Grundstück wird mit UG und EG als Sockel großflächig überbaut; teils mit Abstand, teils mit Anbau bestehende Nachbargebäude. Auf der Decke über EG stehen zwei L-förmige Baukörper, die den zwischen ihnen liegenden Hof fassen und ihn an ihren Enden für Licht und Durchlüftung öffnen. Vorn an der Straße entsteht ein Staffelgeschoß. Die bauliche Struktur ist schlüssig aus der horizontalen und vertikalen Verteilung der Funktionen entwickelt: im UG Turnhalle, TG und Technik, im EG Verwaltung, Lehrer und Gemeinschaft, im 1.OG und 2.OG alle Unterrichtsräume. Eine Ordnung, die eine gute Orientierbarkeit für die Schüler, einen funktionalen Schulbetrieb und eine wirtschaftliche Bauweise vereint.
FUNKTIONALE ORGANISATION
Der Hauptzugang zum Schulzentrum ist das straßenseitige Foyer, von dem die Freitreppe nach oben ins 1.OG führt. In der Mitte, gleichsam das Herz der Schule, schließt sich der Gemeinschaftsbereich mit Lesebereich, Mensa, und Tribüne an, daneben die Räume für Verwaltung und Lehrer sowie die Küche. In der Mensa wird die abgestufte Decke über der TG-Rampe für eine terrassenartige Esslandschaft genutzt. Die Mensa läßt sich nach außen zum Freiraum öffnen.
Die Unterrichtsräume beginnen im 1.OG: zunächst werden alle Fachräume um den begehbaren Pausenhof herum angeordnet, während die Standardklassen an den Fassaden zur Elwertstraße bzw. zum städtischen Nachbargrundstück mit der Kita liegen. Im 2.OG gibt es nur noch Standardklassen. Die Flure weiten sich an Knickpunkten und Enden auf zu offenen und frei bespielbaren Lehrlandschaften.
Am nordwestl. Ende des Schulzentrums liegt die ins UG abgesenkte Turnhalle, über eine breite Treppenanlage/Tribüne vom Foyer erreichbar und von umlaufenden Fluren / Galerien im EG einsehbar. Die Größe entspricht einer 3-Feldhalle. Sie ist auch von außen separat zugänglich und soll außerhalb der Schulzeiten von Vereinen o.ä. genutzt werden. Eine Tiefgarage und Technikflächen belegen die restlichen Flächen des UG.
Das 3.OG ist dem Jugendwohnen vorbehalten. Es hat eine eigene Adresse über den seitlichen Zugang zu Treppenhaus und Lift und besteht aus Einzelzimmern, Gemeinschaftsbereichen und Dachterrasse.
NUTZUNGSSZENARIEN UND SICHERHEIT
Vom Eingang aus nach innen sind Foyer, Atrium mit Freitreppe ins 1.OG, zentrale Mensa und Tribüne hintereinander aufgereiht. Mit entsprechenden Schließsystemen hier bzw. bei den weiter hinter lie-genden Türen können differenzierte Zugangsmöglichkeiten für unterschiedliche Szenarien bzw. Sicher-heitsstufen hergestellt werden, z.B. nur Foyer + Atrium 1.OG, Foyer + Mensa ohne Zugang 1.OG etc.
STABILE BAUKONSTRUKTION MIT PARTIELLER FLEXIBILITÄT
Das Gebäude ist als Massivbau konzipiert: tragende Außenwände in allen Geschoßen, im Gebäudeinneren tragende Innenwänden oder tragende Innenstützen, Bodenplatte als Flachgründung, Geschoß- und Dachdecken als Flachdecken ohne Unterzüge. Nichttragende Innenwände werden je nach funktionalen, schall- und brandschutztechnischen Anforder-ungen in leichtem Mauerwerk oder in Trockenbau ausgeführt. Die Trockenbau-Trennwände zwischen den Klassenräumen sind für spätere Veränderungen von Raumzuschnitten grundsätzlich änderbar.
SIGNIFIKANTE MATERIALITÄT UND FARBIGKEIT: AUSSEN HART UND INNEN ZART
Geplant sind langlebige und wartungsarme Fassadenkonstruktionen ohne Verbundsysteme.
Nach außen, d.h zum Straßenraum und den Nachbarn orientiert, Klinkeroptik mit „Verlauf“: im EG mit dunklen Steinen beginnend ( analog zum Klinkermaurwerk des Straßenbahndepots auf der anderen Seite der Elwertstraße ), weiter oben durchmischt mit helleren Steinen, die dann im 2.OG dominieren. Das zurückgestaffelte 3.OG wird an drei Seiten bis auf die Fenster komplett mit PV-Paneelen bekleidet. So verändert sich das Gebäude dynamisch: es lastet schwer auf dem Boden und wird oben in Richtung Himmel leichter.
Nach innen, d.h. zum Hof und im eigenen vis-a-vis, Holzverschalung oder holzfarbene Werkstoffplatten. Die Raumfunktionen bestimmen Format und Größ der Fensteröffnungen: Fensterbänder für Unter-richtsräume im Wechsel von Festverglasungen und Lüftungs- bzw. Reinigungsflügel; Einzelfenster für Verwaltung und Funktionsräume. Die Rahmenprofile aus Holz oder Alu sind dunkel; der außenliegende Sonnenschutz erfolgt mit verstellbaren Raffstores.
EFFIZIENZGEBÄUDE 55
Das Schulzentrum wird ein Effizienzgebäude 55 mit hohen Dämmstärken und die Erzeugung regene-rativer Energien mit PV-Paneelen auf blaugrünen Dächern und der Fassade des 3.OG, – soweit das bei den bestehenden Zielkonflikten möglich ist: für die Schüler benötigte Freiflächen auf Flachdächern / die im B-Plan festgelegte Dachbegrünung / keine Geothermie wg. Lage im Heilquellenschutzgebiet.
FREIFLÄCHEN UND BEGRÜNUNG
Die nicht bebauten und begrünten Bodenflächen machen 15% des Grundstücks aus; für sich allein viel zu wenig als Außenfläche für eine Schule mit 800 Schülern. Mit dem gestalteten Innenhof im 1.OG, den beiden seitlichen Balkonen im 2.OG, mit den Dächern über dem 2.OG, im Westen begrünt und mit einer PV-bestückten Pergola, im Osten teils mit Sportbelag und Ballfangzaun befestigt, entstehen zusammen fast 3.000 m² Freifläche – weniger als die empfohlenen 5m² / Schüler, aber angesichts der innerstädtischen Lage der Schule und ihrer Nähe zum Neckarpark akzeptabel.
Die ständig betretbaren Flächen wie Pausenhof, Balkone und Sportfeld können aus funktionalen Gründen nur fest belegt und nur punktuell mit Pflanzgefässen begrünt werden; die restlichen Dachflächen extensiv begrünt, teils als blaugüne Dächer in Verbindung mit Photovoltaik.
Die grünen Elemente sollen das Mikroklima, das energetische Verhalten und die Anmutung des neuen Schulzentrums positiv beeinflussen: sommerlicher Wärmeschutz durch Verschattung und Verdunstung; Lärmschutz; optische Aufwertung in der Nähe eines eher monotonen Gewerbegebiets. Das Regenwasser wird durch speicherfähige Dachaufbauten mit Retentionskörpern zurückgehalten und Überschusswasser für die Grauwassernutzung sowie die Bewässerung von Hof- und Fassadenbegrünung in einer Zisterne gespeichert.“