STÄDTEBAULICHER REALISIERUNGSWETTBEWERB „EIN GUTES STÜCK STUTTGART. DER NEUE STÖCKACH“
Stadt Stuttgart


ECKDATEN
Bebaute Fläche: Überbaute Fläche 93.000m², Unterirdische Bauten 13.400m²
Geschossfläche: Neubau 52.000m² , Umnutzung 41.000 m²
BGF: 69.000m² Wohnen, 12.000m² Gewerbe, 4.000m² Produktion, 6.000m² Soziale Infrastruktur, 3.000m² Sport, 16.000m² Quartiersgaragen


STADTREPARATUR
Die wieder geöffnete Sickstr reaktiviert die grüne Verbindung des Schlossgartens mit dem Park der Villa Berg. Die historische Form des Heilandplatzes wird vervollständigt: die Schwarenbergstr. als breite Allee in der Achse der Kirche, die restlichen Straßen: Werder-, Metz- und Sickstraße, bleiben schmäler.

LEUCHTTURMPROJEKT
Die umgenutzten, teils aufgestockten EnBW-Gebäude 32 und 50 werden zu „Leuchttürmen“: weithin sichtbar als städtebauliche Hochpunkte und mit ihren neuen, begrünten Fassaden Zeichen des ökologischen Wandels in Quartier und Stadtteil.

TRANSFORMATION
Das bisher nicht zugängliche EnBW-Betriebs-gelände wird ins urbane Gewebe von Stöckach integriert. Der Stadtplatz an der Hackstr. wird zum wichtigsten Zugang des Quartiers von außen und verknüpft es mit dem Stadtteil. Der mittige Quartiersplatz wird zum Zentrum für die im Quartier lebenden und arbeitenden Menschen.

NEU-INTERPRETATION DER KÖRNIGKEIT
Die historischen Baustrukturen der Stuttgarter Wohnviertel werden aufgegriffen und weiter entwickelt: erste und zweite Reihe bzw. Blockrand und Blockinnenraum sowie der Bauwich. Diese Körnigkeit wird zum Regelwerk für die neuen Blöcke und ihre Gebäude.
Der Bauwich wird neu interpretiert: subtil gliedernd, dynamisch geformt, die Durchlüftung fördernd, viele Wohnungen 3-seitig belichtend. Sanft rotierte und leicht schiefwinklige Gebäude schaffen aufgelockerte Hofräume und vermeiden ein frontales vis-a- vis zwischen Fassaden.

HOHE DICHTE / URBANES GEBIET
Innerhalb der Blöcke rücken die Häuser eng zusammen: hohe Dichte verbindet sich mit hohen räumlichen und sozialen Qualitäten. Das neue Baurecht erlaubt im Urbanen Gebiet a = 0,2.

VERKNÜPFUNG QUARTIER MIT STADTTEIL
Differenzierte Ein- und Ausgänge: Stadtplatz mit Treppenanlage, aufgewerteter Heilandsplatz, Sickstr. mit Spielplatz; Durchbruch Geb.10 als Verlängerung der Sedanstr; neuer Wohnweg am Gebäude 50; Ecke Metzstr. / Gebäude 50 mit kleinem Marktplatz

DNS ALS EnBW-QUARTIER DER ZUKUNFT UND STADT-REALLABOR
Wir brauchen ein ökologisches Umdenken, das nicht als Verzicht, sondern als Gewinn für den Einzelnen und die Gesellschaft erfahrbar wird. Wir brauchen eine neue Kultur des Pflegens und Reparierens.Ein integriertes und zukunftsfähiges Stadtquartier kann über die Transformation des Bestehenden ökonomisch, ökologisch und sozial einfacher und besser realisiert werden als mit flächen-deckendem Abriss und Neubau.

BESTAND IM DNS: OFFENHEIT, PROGRAMMIERUNG, IDENTIFIKATION
Der vielfältige Bestand im EnBW-Areal ist offen für die gewünschte funktionale und soziale Mischung des neuen Quartiers. Er reicht von kleinen zellenartigen bis hin zu sehr großen Einheiten, hat brauchbare Erschließungskerne, denen weitere einfach hinzugefügt werden können, ist überwiegend in Skelettbauweise errichtet, die einen modifizierten oder neuen Innenausbau einfach zulässt.
Gerade in den großen Gebäudekomplexen 30 – 32 und 50 kann unter „einem Dach“ ein stark gemischtes Programm mit besonders intensiven Wechselwirkungen zwischen den jeweiligen Funktionen realisiert werden. Räumliche Nähe und Vernetzung fördern Austausch und erlauben mehrfache oder zeitversetzte Nutzungen. Die Öffnung und Umprogrammierung eines bisher unzu-gänglichen Bestands kann die Identifikation der Nutzer und Bewohner mit dem Projekt fördern.

BESTAND IM DNS: VERFÜGBARKEIT, SPARSAMKEIT, EXPERIMENT
Umnutzung in Verbindung mit moderaten Standards spart Zeit und Kosten im Vergleich mit Neubau, kann dringend benötigten preisgünstigen Wohnraum kurzfristig schaffen, erleichtert künftige Anpassungen und Änderungen durch geringeren Kapitaleinsatz, ist offen für Experimente und Provisorien. Mit architektonisch-baulich Mitteln wie Addition ( z.B. Anbauen, Anfügen, Aufstocken) und Sub-straktion ( z.B. Ein- oder Wegschneiden, Aushöhlen, Durchlöchern ) werden funktionale und räumliche Qualitäten weiter differenziert und gesteigert .

VIELFALT DER WOHN- UND EIGENTUMSFORMEN
40% geförderter Wohnungsbau als SMW, MME und preisgünstiges Wohneigentum für Singles, Familien, Senioren: XS, S, M, L, XL; Baugemeinschaften; Mehrgenerationenwohnen, betreutes Wohnen, temporäres und kollektives Wohnen, Wohnen und Arbeiten; Mikro- und Clusterwohnungen; Boarding House, Gästeappartments, EG-Wohnungen mit Minigarten / grünem Zimmer
Verteilung entsprechend dem Gebäudemix mit seinen unterschiedlichen Raumtiefen: Plus / bis 20m (Gebäuden 30, 32, 50) für Mischformen aus Wohnen und Arbeiten, Clusterwohnungen und Betreutes Wohnen; S-XL / bis 13m .(Gebäude 10 + Neuba ) für Familienwohnen etc ; XS / bis 8m  (Gebäude 31) für Mikro- und Gast-Wohnen

INKLUSIVE UND GEMISCHTE STADT MIT RÄUMLICHEN UND SOZIALEM MITEINANDER
Durchmischte Verteilung unterschiedlicher Nutzungen wie Wohnen, Arbeiten, Nahversorgung, Dienstleistungen und soziale Infrastruktur; Mischformen von Wohnen und Arbeiten, innerhalb von Blöcken, Gebäuden / innerhalb einzelner Nutzungseinheiten; nutzungsoffene EG-Zonen entlang öffentlicher Straßen und im Werkhof,
Gewerbe als kleinteilige Einheiten in Wohnbauten und großflächige in Bestandsgebäuden; Einzelhandel, Gastronomie, Büros, Co-Working, Werkstätten, Repair-Cafes, smarte Produktion, Gesundheitswesen, Sport und Fitness
Soziale Infrastruktur mit Stadteilbüro und Nachbarschaftshilfe am Stadtplatz, Pflegeheim, vier Kitas mit je 4 Grup-pen + Außenbereichen, mit Cafe + Bürgerzentrum am Quartiersplatz mit Cafe, Kinderspielplätze, Nachbarschaftstreffs, Minisport-Anlagen

DNS ALS NEUES KREATIVQUARTIER
Gerade die nutzungsoffenen Flächen der bestehenden Industriegebäude eignen sich für kreative und neue produktive Nutzer und Akteure. Sie sind relativ schnell und schrittweise aneignenbar, offen für temporäre Zwischennutzungen und für variable, von finanziellen Möglichkeiten bestimmten Ausbaustandards. Im Gebäudekomplex 30-32 mit seinem speziellen, vom zentralen Werkhof bestimmten Ambiente kann ein lebendiges (sub)kulturelles Zentrum entstehen, das weit über das unmittelbare Quartier ausstrahlt.

PRIVATAUTOFREI UND MULTIMODAL MOBIL
DNS als erstes autofreies Quartier in Stuttgart, nicht für MIV befahrbar und ohne Stellplätze im öffentlichen Raum, mit dichtem internen Wegenetz für Fußgänger und Radfahrer, mit sicheren Anschlüßen an die ÖPNV-Haltepunkte in der Hack- und Neckarstr.; Service und Rettungs-fahrzeuge auf internen Straßen und Hauptwohn-wegen; zeitlich begrenzte Anlieferung für Nah-versorger und Geschäfte über die Fußgän-gerzone Sickstr.; direkte Zufahrt zum Werkhof

MULTIMODALE ANGEBOTE
3 Stationen mit multimodalen Angeboten: Car- u. Bike-Sharing; Lastenräder, E-Car-Pool Stadtplatz
Micro-Hubs für KEP ( Kurier-, Express-, Paket-dienst) in den Quartiersgaragen mit aufzugs-nahen Lagerflächen; Lastentransport bis zur Wohnung: TG-Aufzüge ins Freie + Umladung auf Lastenräder oder kleine autonome E-Fahrzeuge

MOBILITÄTSAGENTUR AM STADTPLATZ
Beratung zum Thema Mobilität, Ansprechpartner für Bewohner, Serviceangebote wie Lieferser-vice, Vergabe von Stellplätzen / Mobilitätsmana-gement; Modellprojekt Mobilitätskarte, in der alle Angebote integriert sind: ÖPNV-Zeitkarte, Sharing-Angebote, Lastenradverleih, Taxirabatt

PARKEN IN QUARTIERSGARAGEN
Stellplatzbedarf 0,5/WE + 60% ÖPNV-Minder-ung + Ersatz durch Radstellplätze; 3 Quartiersgaragen mit über 500 Stellplätzen in den bestehenden, teils innen zu erweiternden unterirdischen Garagenbauten in den Gebäuden 10, 32 und 50; Zufahrten über neu zu bauende Rampen direkt vom umgebenden Straßennetz

BESUCHERPARKEN
je 20 Längsparker Stöckachstr. + Metzstr + 20 Parkdeck Schwarenbergstr. = 60 Pkw = 13%

FAHRRÄDER
2 Räder / WE = 1600 Fahrradstellplätze in EGs / Gemeinschaftsbereichen der Gebäude, 400 im öffentl. Raum des Quartiers

BARRIEREFREIHEIT
in allen Gebäuden + durchgängig im gesamten Gelände; Nord-Süd-Verbindungen Hack-, Sick- und Schwarenbergstr. wegen starker Höhenunter-schiede mit Hubplattformen oder Treppenlifte

MODERNE MÜLLENTSORGUNG
z.B. Müllabsaugsystem mit dezentralen, nach Müllarten getrennten Tonnen, Rohrsystemen und zentralen Abholstationen; Müllfahrzeuge müssen i.d.R. nicht ins Quartiers fahren!

GRAUE ENERGIE UND KLIMAWANDEL
Die Gebäude 10, 30-32, 40 und 50 haben einen BRI von ca. 150.000 m³. Die hier gespeicherte Graue Energie ist enorm und ginge bei einem Abriss verloren. Neu errichtete, energetisch vor-teilhaftere Gebäude müssten aber min. 30 Jahre betrieben werden, um diese Verluste zu kom-pensieren. Wir müssen aber schon heute dringend sparen und nicht erst in der Zukunft. Die zyklische Lebensdauer der meisten Bauelemente ist ohnehin kürzer als 30 Jahre.

KLIMANEUTRAL UND PLUSENERGIE
Der Energiebedarf muss durch energieeffiziente, kompakte und solaroptimierte Baukörper mini-miert und soll insbesondere für Raumheizung und Warmwasser lokale erneuerbare Energien ge-deckt werden. Alle Wohngebäude werden in Passivhaus-Standard oder als KfW-Effizienzgebäude 40, alle Gewerbe- und Sozial-bauten als KfW-Effizienzgebäude 40 Plus erstellt. Die Energieversorgung des Quartiers basiert auf einer sinnvollen Verknüpfung von Abwasserwärmenutzung, Geothermie und Fernwärmerücklauf aus dem vorhandenen Netz, zentraler, hybrider Wärme­erzeugung mit Wärmepumpen (WP) sowie großflächiger Photovoltaikanlagen (PV) zur Eigennutzung. Drei thematisch unterschiedliche energetische Cluster werden intelligent vernetzt. Über einen „energetischen Knoten“ am Marktplatz können diese wärme- und stromseitig vernetzt und temporäre Überschüsse und Defizite ausgeglichen werden.